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Kollaboration

Talk @ Sperrstunde - Das Ende der Nacht

25. September 2021

In was für einer Stadt wollen wir eigentlich raven? Diese Frage war das Thema der dritten und letzten Veranstaltung der Reihe "Sperrstunde - Das Ende der Nacht" des Kulturkollektivs ContrApunkt. In Zuge dieses Abends durfte ich mit Magadalena Augustin (u.a. IG Kultur Wien/Gassen aus Zucker) in einem Talk mit ihr gemeinsam dieser Frage Anfang nachgehen. Im Juni fanden die ersten zwei Veranstaltungen zum Thema "Wer braucht schon Clubs?" und über die "postcoronale Nacht- und Ravekultur" statt. Diese Reihe ist im Rahmen der TKI Open 21 gefördert worden und machte sich zum Ziel: "Mit unserem Projekt „Sperrstunde – Das Ende der Nacht“ wollen wir als Kulturkollektiv ContrApunkt die anstehenden Veränderungen der Club- und Nachtkultur theoretisch begleiten und dokumentieren.

Mehr Infos dazu findet ihr online unter:
contrapunkt.net

Talk mit Magdalen Augustin (u.a. IG Kultur Wien/Gassen aus Zucker)
Talk mit Magdalen Augustin (u.a. IG Kultur Wien/Gassen aus Zucker)

Hier ist der Ankündigungstext nachzulesen, welcher von Nadja Studenik und mir ausgearbeitet wurde:

In was für einer Stadt wollen wir eigentlich raven?

Dieser Frage wollen wir bei der dritten und letzten Veranstaltung unserer Reihe "Sperrstunde - Das Ende der Nacht" nachgehen. Die pandemiebedingten Clubschließungen machten vor allem eines sichtbar: Menschen hören nicht auf zu raven! Ob unter der Autobahn, im Keller oder im Wald. Wo immer motivierte Menschen ein Soundsystem hintragen können, wird auch gefeiert. Von politischer Seite wurden diese Bewegungen vor allem kriminalisiert. Doch mit der Zeit war selbst den letzten der ortsüblichen Konservativen klar, dass sich das Feiern nicht verhindern lässt. Die Frage, die für die politisch Verantwortlichen übrig blieb, war auf einmal nicht ob, sondern wie können Menschen (draußen) feiern? Inwiefern wollen wir überhaupt, dass die "Politik" unser Nachtleben gestaltet und reguliert?


Besonders deutlich ist die politische Auseinandersetzung bei feiernden Menschen im öffentlichen Raum geworden. In der Innsbrucker Innenstadt, hinter der GEIWI oder überhaupt am Inn ist ihre Anwesenheit als potenzielles Risiko wahrgenommen worden. In Wien kam es im Juni zu Auseinandersetzungen zwischen jungen Menschen und der Staatsmacht am Karlsplatz. Die Polizei hat sogar kurzzeitig versucht eine Platzsperre dort durchzusetzen. Dabei war der öffentliche Raum der letzte Rückzugsort, vor allem für junge Menschen, die sich monatelang in der sozialen Enthaltsamkeit übten. Der öffentliche Raum ist für viele Menschen ein wichtiger Treffpunkt und wurde kurzzeitig ein Ort des Protests.


Währenddessen kämpfen Club und Kulturräume in den Städten nach wie vor um ihr Überleben. Alle Clubs? Nein, für die kapitalträchtigen Clubs wie z.B. die des Kurz Spezi Martin Ho in Wien, sind die Zwänge des finanziellen Überlebenskampfes etwas Unbekanntes. Diese Art der Clubs öffnen ihre Pforten für die Reichen und Schönen, für jene Besucher:innen mit dem richtigen Bodymassindex. Klassenkampf der Clubräume? Und wieviel Regulation ist dabei politisch gewollt? Wie können Räume bestehen bleiben, abseits von kapitalistischen Zwängen und neoliberaler Stadtpolitik? Befinden wir uns jetzt in einer postcoronalen Partyzeit, in der Club Kultur als Marketingsegment für die Stadtmarke entdeckt wurde? Diese Fragen, Beobachtungen und Überlegungen führen uns wieder dort hin, wo wir begonnen haben und zwar bei der Frage: In was für einer Stadt wir eigentlich raven wollen?